Samstag, 21. Juli 2018

Hilfe, die Veganer kommen!!!


Die Tage hatten mein Partner und ich die Idee, spontan Freunde zu besuchen, weil wir ohnehin in der Nähe waren. Kurz Bescheid gegeben - wie sonst auch.
"Möchtet ihr gerne einen Kaffee", so die höfliche Frage des unfreiwilligen Gastgebers. "Klar, wenn du vielleicht irgendeine Pflanzenmilch hast". Hatte er.
Soweit so gut. Doch während wir genüsslich dem Nachmittagskaffee frönten und uns eigentlich wie sonst auch über die neue Staffel Vikings, Discovery, Dr. Who, -beliebigenNerdkrameinfügen-, etc hätten unterhalten können, passierte, was eigentlich immer passieren MUSS, seitdem ich vor etwas mehr als einem halben Jahr vom Vegetarier zum Veganer wurde. Wir sprachen über Veganismus.
"Wenn ich jetzt keine Pflanzenmilch gehabt hätte, hätte ich euch gar keinen Kaffee anbieten können", meinte mein Gegenüber. "Ich hätte auch einen Tee genommen. Oder ein Wasser. Ist ja nicht eure Schuld, wenn wir hier so spontan reinplatzen" Für mich war das Gespräch damit eigentlich auch schon beendet und die vegane Welt in Ordnung.
Doch nach kurzem Nachdenken dann die Aussage "Überhaupt; so als Vegetarier konnten wir dir ja leichter was zu Essen anbieten. Aber jetzt als Veganer, da haben wir ja echt gar nichts im Haus, wenn du zum Essen kommst. Das ist echt schwierig."
Ich erwarte nicht, irgendwo zum Essen eingeladen zu werden, wenn ich spontan zu Besuch komme. Das habe ich auch als Vegetarier und als Omnivore (laaaaang ist es her) nicht getan. Normalerweise, wenn ich mich mit Freunden zu einem gemeinsamen Essen verabrede, koche ich mit Ihnen zusammen und bringe dann gegebenenfalls auch Zutaten mit. Schließlich koche ich gerne und es ist mir eine Freude andere Menschen mit Gaumenfreuden zu beglücken und Ihnen vielleicht auf diese Weise auch zu zeigen, dass veganes Essen tatsächlich auch schmecken kann.
Mich störte an der Aussage also nicht, dieser leichte Vorwurf, dass man mich jetzt eventuell nicht mehr verköstigen kann. Vielmehr brachte es mich zum Nachdenken, wie unverzichtbar Fleisch mittlerweile zu J E D E R Mahlzeit geworden ist.
Obwohl irgendwie jeder in meinem Umfeld Aussagen trifft, dass man ja nur ganz wenig Fleisch isst (natürlich nur vom Metzger des Vertrauens, wo man weiß, wo es herkommt) und ohnehin die gute alte Zeit vermisst, in der es noch den Sonntagsbraten gab, stellt es also ein Problem dar, etwas fleischfreies zu kochen?
Liegt es daran, dass die meisten Menschen sich tatsächlich keine Mahlzeiten ohne tierischen Inhalt mehr vorstellen können. Oder ist so eine Denkweise vielleicht dem Irrglauben entsprungen, dass sich Veganer in der Hauptsache von Fleischersatzprodukten ernähren, die der Nicht-Veganer nicht im Hause hat?
Überhaupt scheinen viele Menschen zu denken, dass eine vegane Ernährung hauptsächlich aus Saitanwürstchen und Tofuschnitzel basiert. Immerhin muss man doch den Verzicht kompensieren. Ja, auch ich esse hin und wieder solche Ersatzprodukte. Sie stellen aber einen verschwindend geringen Anteil meiner Ernährung dar. Das ist sozusagen mein "Sonntagsbraten", den ich mir nur hin und wieder mal gönne.
Aber was ist aus den guten, alten Spaghetti Napoli geworden? Der Gemüse-Reis-Pfanne? Bratkartoffeln? Es muss nicht der glasierte Tofu-Fasan an Amaranth-Sesambällchen auf Quinoa-Giersch-Pesto sein. Veganer kann man mit ganz einfachen Speisen sehr glücklich machen. Pasta, Reis, Gemüse - zur Not auch aus der Dose oder aus dem Gefrierbeutel. Damit lässt sich doch schon so einiges zaubern.
Was essen denn die Nicht-Veganer, die mir immer erzählen, dass bei Ihnen ja auch nicht täglich Fleisch auf den Tisch kommt? Oder ist es doch nur eine Aussage, mit der man versucht sein eigenes Gewissen etwas zu beruhigen?

Liebe Fleischesser, denkt nicht so kompliziert. Vegane Speisen können zum Teil sehr einfach und quasi aus dem Nichts gezaubert werden. Aber ich für meinen Teil werde nie bei euch einfallen und dann erwarten, dass ihr mir gefälligst etwas zu kredenzen habt. Ich warne vor, wenn ich gedenke mit euch zu dinieren und dann natürlich auch meinen Anteil dazu beitragen.



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