Mittwoch, 25. Dezember 2019

Wenn kleine Igel Hilfe brauchen



Da wir nach unserem Umzug wieder über die ausreichenden Möglichkeiten verfügen, haben wir uns entschlossen, uns einmal mehr als Pflegestelle für zwei kleine Wintergäste zu betätigen.

Eine sehr liebe Bekannte, die eine Igelstation betreibt, hat uns die beiden kleinen Igelkinder "Kermit" und "Haribo" anvertraut.

Als sie gefunden wurden, waren beide noch deutlich zu leicht für den Winterschlaf. Nun haben sie sich bei uns ausreichend Reserven angefuttert und werden in den kommenden Tagen einschlummern und bis zum Frühjahr durchträumen.

Man könnte glatt neidisch werden!

Oftmals hört man kritische Stimmen, ob es überhaupt angebracht sei, solchen Tieren zu helfen. Schließlich ist das ja alles Natur und zu kleine, schwache oder kranke Tiere werden dann eben ausselektiert

Ganz falsch ist das vielleicht nicht. In der Natur würden solche Tiere tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit umkommen. Aber wo ist sie denn eigentlich hin, diese Natur?

Der bei uns heimische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) lebt mitten unter uns Menschen und findet somit alles andere als natürliche Verhältnisse vor. Auf unseren Straßen kommt er unter die Räder, in unseren gepflegten Gärten findet er keinen Unterschlupf und auch wenig Nahrung.

In diesem Sinne finde ich es nur fair, hier der Natur auch einmal ein bisschen unter die Arme zu greifen und etwas zurückzugeben.

Aber wann braucht ein Igel denn überhaupt Hilfe? Und wie kann man helfen?

Den größten Dienst am Igel tut man, wenn man wilde Ecken in seinem Garten zulässt. Haufen aus Totholz bieten Unterschlupf, Laubmulchschichten locken Käfer an, die der Igel gerne frisst. Kleine Wasserschalen dienen als Tränke (flach, damit kein Tier darin ertrinkt und niemals Milch geben). Auf Schneckenkorn und Pestizide im Garten sollte nach Möglichkeit verzichtet werden.

Zur Überwinterung sollte ein Igel mindestens 500 Gramm haben, abhängig natürlich auch ein bißchen vom Zeitpunkt und der Witterung. Im frühen Herbst kann ein leichterer Igel das Gewicht noch aufholen, im Spätherbst oder beginnendem Winter wird es da schon kritisch.

Im Zweifelsfall kann man die kleinen Findelkinder bei einer Igelstation oder auch im Tierheim abgeben. Aber bitte vorher anrufen, damit man auf die kleinen Stachelritter auch vorbereitet ist oder gegebenenfalls auch an andere Stellen verweisen oder am Telefon schon die nötigen Informationen erhalten kann.

Wenn man den Igel selbst überwintern möchte, ist es ratsam, ihn vorher dem Tierarzt vorzustellen. Denn oft leiden die kleinen Kerlchen an Lungenwürmern, Zecken und anderen Parasiten. Diese erschweren natürlich dann zusätzlich die erfolgreiche Überwinterung.

Bei uns wohnen die kleinen Igel in Mörtelwannen aus dem Baumart. Diese haben wir mit einem Gitterdeckel bestückt. Als Schlafhäuschen benutzen wir Kartons, in die wir ein Loch in etwa der Größe des Igels schneiden. Diese Wannen sind leicht zu reinigen und bieten ausreichend Platz für den Winterschlaf. Kaninchenkäfige möchte ich hier ausdrücklich nicht empfehlen, da Igel gerne klettern und sich bei dem Versuch die Gitterstäbe emporzuhangeln verletzen können.

Der Igel muss immer Zugang zu frischem Trinkwasser haben. Auch in der Zeit, in der er sich in der eigentlichen Winterruhe befindet, da es vorkommen kann, dass der kleine Gast zwischendurch aufwacht und trinken möchte.

Doch bevor an Schlafen zu denken ist, muss erst einmal ordentlich angefüttert werden. Bei uns gehen die Igel mit mindestens 700 Gramm in die Winterruhe, noch lieber mit 750-800 Gramm. Um dieses Gewicht zu erreichen darf das kleine Schleckermaul Katzennassfutter schlemmen bis das Bäuchlein rund und dick ist.

Wenn das gewünschte Gewicht dann erreicht ist, wird der Igel an einen Ort gebracht, der Außentemperatur hat und an dem der Igel nicht gestört wird. Das kann zum Beispiel eine geschützte Terrasse oder auch eine Garage sein.

Und dann heißt es gute Nacht, kleiner Igel.. bis zum Frühjahr.




Ich möchte noch anmerken, dass die Versuchung groß sein mag, den kleinen Wintergast dauerhaft zum Haustier zu machen. Abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist, Igel dauerhaft der Natur zu entnehmen, sollte man nicht vergessen, dass es sich dabei um ein Wildtier handelt, dass man schlussendlich ja auch wieder der Natur zurück geben möchte.


Aber keine Sorge. Wenn ihr euren Garten igelfreundlich gestaltet und es dem kleinen Insektenfresser bei euch gefällt, dann wird er freiwillig in eurer Nähe bleiben und euch im kommenden Jahr vielleicht mit seiner Familie besuchen.

Als keinen Dank für eure Mühen wird er Schnecken, Engerlinge und allerlei Insekten vertilgen, die ihr vielleicht nicht so gerne in eurem Garten habt.

Das klingt doch nach einem guten Deal, oder?

Donnerstag, 14. Februar 2019

Böser Bärendreck

Ich persönlich finde ja, dass der Name Bärendreck für Lakritze eindeutig passend gewählt wurde. Denn es schmeckt schon reichlich besch...eiden. Mir zumindest. Aber so ist das halt mit der Lakritze. Die einen mögen sie, die anderen lieben sie. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Unstrittig ist auch die Tatsache, dass Veganer keine Produkte konsumieren wollen, in denen Gelatine verwendet wurde. Leider ist sie Bestandteil in vielen Gummitierchen, Gummischnullis und eben auch in Lakritze.
Mein Göttergatte isst für sein Leben gerne Lakritze und obwohl wir nicht übermäßig viel Süßkram konsumieren, organisiere ich ihm doch hin und wieder mal ein oder zwei Tüten vegane Lakritze. Ja, die gibt es nämlich auch und wenn ich seinen Worten glauben schenken darf, schmeckt sie mindestens genauso gut wie die mit Gelatine (oder nach meinem Dafürhalten vermutlich genauso schlecht. Igitt)
Immerhin muss er seine vegane Lakritze dann ja nicht teilen.

Geteilt hat seine Lakritze dafür jemand ganz anderes. Nämlich ein lieber Freund von uns, bei dem wir zum Essen eingeladen waren. Die Mahlzeit selbst war vegan und unglaublich lecker! Eine Glasnudelsuppe mit Kokosmilch! Hat seine Frau gekocht, die sich uns zuliebe immer wieder mit veganen Rezepten befasst und auch für Experimente zu haben ist um unsere Mägen zu füllen.

Nach dem Essen wurden dann diverse Schälchen auf dem Tisch verteilt. Erdnußflips, Paprika und Gurken in Streifen, Kirschtomaten - tja und eben auch Lakritz.
Während wir also gemütlich lachend und plaudernd den Abend ausklingen ließen, schob sich mein Liebster gedankenverloren ein Stück Lakritze in der Mund. Alle Augen auf ihn gerichtet! "Ohhh das ist ja gar nicht vegan!!! Das ist ja "normale" Lakritze"
Mein Göttergatte blickte etwas geknickt drein. Er war davon ausgegangen, dass Lakritze immer ohne tierische Inhaltsstoffe auskommt. Naja. Vorher fragen hilft. Kann passieren. Ich behaupte einfach mal, jeder Vegetarier oder Veganer hat aus Versehen schon einmal etwas gegessen, dass eigentlich nicht zu den vom ihm erwählten Speisen gehört.
Ich tröstete meinen Schatz, der noch immer ein bisschen beschämt aussah. Eigentlich hätte die Sache damit erledigt sein können.
Aber dann kam er. Dieser Satz, der das eigentliche Problem für mich an diesem Abend war. "Ist ja aber nicht so schlimm, ihr macht das ja eh nur aus Überzeugung". Autsch. "Nur" aus Überzeugung?
Ich mag mich irren, aber nur aus Überzeugung essen die meisten Menschen in Mitteleuropa wohl auch keine Hunde oder Katzen. Aber würde es das weniger schlimm machen, wenn sie es aus Versehen doch täten?

In diesem Zusammenhang fiel mir eine Anekdote meines Großvaters ein, der einmal kurz nach dem Krieg bei seinem besten Freund zum Essen eingeladen war. Es gab eine Art Gulasch, vielleicht war es auch Geschnetzeltes. Auf jeden Fall war es wohl recht lecker.
Nach dem Essen saßen die beiden noch zum Klönen zusammen, als meinem Großvater ein entscheidendes Detail auffiel. Anders als sonst wurde er nicht vom Hund der Familie zum Streicheln oder Spielen aufgefordert. Auf die Frage, wo denn der Hund geblieben sei, antwortete der Freund meines Großvaters mit einer unbekümmerten Selbstverständlichkeit, dass der Hund sich schwer verletzt hätte und man das Fleisch ja dann nicht umkommen lassen könne.
Obwohl das Essen an sich lecker war, hat mein Opa es sich dann noch einmal durch den Kopf gehen lassen und den Rest seines Lebens nie wieder Gulasch oder Geschnetzeltes angerührt.
Zur damaligen Zeit war es gar nicht so unüblich, Hunde oder Katzen zu essen. Für den Katzenbraten gab es sogar einen eigenen Begriff. Dachhase. Trotzdem hat es meinem Großvater, der sein Leben lang ein großer Hundefreund war, sehr schwer zugesetzt.

Dass ein Vegetarier oder Veganer mal aus Versehen etwas isst, das er eigentlich vermeiden will. Ja, das kann passieren. Aber wenn man den Fehler bemerkt, dann ist das nicht weniger schlimm, weil man es ja eh "nur" aus Überzeugung tut.
Für vegane Anfänger ist es oft schwer genug, sich durch den Dschungel von Zusatzstoffen und E-Nummern zu fuchsen um geeignete Lebensmittel zu finden. Mir selbst fällt das etwas leichter, da ich durch meine vorangegangenen Jahre als Vegetarier schon ein gewisses Auge dafür entwickelt habe und ohnehin Zusatzstoffe und Fertigprodukte selten auf meinem Teller landen.
Aber für meinen Göttergatten, der ja erst seit knapp einem Jahr überhaupt auf tierische Produkte verzichtet - und das quasi von heute auf morgen - gibt es eben noch den ein oder anderen Stolperstein.

Wenn ihr euch vegetarisch oder vegan ernähren wollt, dann versucht über solche Kommentare weg zu hören. Lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr mal aus Versehen in so ein Fettnäpfchen tretet.
Es ist nicht "nur" eine Überzeugung. Es ist der Versuch unsere Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

In diesem Sinne, esst was euch schmeckt, aber versucht nicht klein zu reden, was andere auf ihrem Teller haben. Dann können Vegetarier, Veganer und Omnivoren auch in Zukunft noch friedlich zusammen an einem Tisch sitzen.

Eure Gwenhwyfar

Freitag, 10. August 2018

Zero

"Was hast du denn da in deinem Glas? Das sieht ja aus wie Cola"
 "Das ist Zero. Schmeckt fast genauso, wie Cola".
"Aha. Also so ein Zuckerersatz quasi?".
 "Wenn du es so nennen möchtest"
"Das verstehe ich nicht. Ich meine, wenn du Cola trinken willst, warum trinkst du dann nicht einfach RICHTIGE Cola?"
 "Weil ich Diabetiker bin"
"Das ist dann aber ganz schön inkonsequent von dir. Wenn du einerseits auf Zucker verzichten willst, aber dir dann unbedingt einen Ersatz besorgen musst. Ich schnitze doch auch keine Süßstoff-Tabletten aus Zuckerwürfeln."
 "Musst du ja auch nicht. Ich verzichte ja nicht auf die Cola, weil mir Cola an und für sich nicht schmeckt. Ich möchte halt nur keinen echten Zucker in meinem Getränk haben. Deswegen trinke ich Zero."
"Aber muss das dann die gleiche Farbe haben und in der selben Flasche sein wie richtige Cola? Und muss da auch noch Cola drauf stehen? Wenn doch gar keine Richtige Cola drin ist? Am Ende greift noch aus Versehen jemand nach so einer Zero, der eigentlich RICHTIGE Cola wollte. Man sollte das umbenennen und anders abfüllen."
 "Naja, der Geschmack kommt halt schon sehr nah an Cola ran. Und die Form der Flasche hat sich ja auch bewährt. Nur weil da jetzt kein Zucker drin ist, muss man ja nicht gleich das ganze Rad neu erfinden. Und wenn Cola drauf steht, weiß der Käufer sofort, in welche Richtung der Geschmack so etwa geht. Ich halte es doch für relativ unwahrscheinlich, dass jemand, der RICHTIGE Cola kaufen will dann aus Versehen nach der Zero greift. Steht doch auch groß genug drauf. Zudem wäre es ja auch nicht schädlich oder gefährlich, wenn ein Colatrinker mal doch aus Versehen Zero trinken würde. Vielleicht schmeckt es ihm ja sogar."
"Aber der ganze Süßstoff da drin! Das ist doch hochgradig ungesund!"
"Ja, das stimmt schon. Aber es ist ja nun nicht gerade so, als ob ich nur Zero zu mir nehme. Im Gegenteil. Eigentlich trinke ich hauptsächlich Wasser und ungesüßten Tee. So eine Zero gönne ich mir nur hin und wieder mal. Mal ganz abgesehen davon, dass deine RICHTIGE Cola auch nicht unbedingt gesünder ist. Ganz im Gegenteil."
"Aber Zucker ist doch viel natürlicher, als Süßstoff!"
 "Natürlicher? Ich weiß nicht. Die Felder werden doch auch gespritzt und der Zucker vor dem Verkauf raffiniert. Und wie gesagt, ich trinke ja nun wirklich nicht täglich Zero."
"Ich verstehe das trotzdem nicht. Mir schmeckt echte Cola viel zu gut, ich könnte darauf nie verzichten. Natürlich trinke ich auch nur ganz wenig Cola. Und nur vom Getränkehändler meines Vertrauens..."

Samstag, 21. Juli 2018

Hilfe, die Veganer kommen!!!


Die Tage hatten mein Partner und ich die Idee, spontan Freunde zu besuchen, weil wir ohnehin in der Nähe waren. Kurz Bescheid gegeben - wie sonst auch.
"Möchtet ihr gerne einen Kaffee", so die höfliche Frage des unfreiwilligen Gastgebers. "Klar, wenn du vielleicht irgendeine Pflanzenmilch hast". Hatte er.
Soweit so gut. Doch während wir genüsslich dem Nachmittagskaffee frönten und uns eigentlich wie sonst auch über die neue Staffel Vikings, Discovery, Dr. Who, -beliebigenNerdkrameinfügen-, etc hätten unterhalten können, passierte, was eigentlich immer passieren MUSS, seitdem ich vor etwas mehr als einem halben Jahr vom Vegetarier zum Veganer wurde. Wir sprachen über Veganismus.
"Wenn ich jetzt keine Pflanzenmilch gehabt hätte, hätte ich euch gar keinen Kaffee anbieten können", meinte mein Gegenüber. "Ich hätte auch einen Tee genommen. Oder ein Wasser. Ist ja nicht eure Schuld, wenn wir hier so spontan reinplatzen" Für mich war das Gespräch damit eigentlich auch schon beendet und die vegane Welt in Ordnung.
Doch nach kurzem Nachdenken dann die Aussage "Überhaupt; so als Vegetarier konnten wir dir ja leichter was zu Essen anbieten. Aber jetzt als Veganer, da haben wir ja echt gar nichts im Haus, wenn du zum Essen kommst. Das ist echt schwierig."
Ich erwarte nicht, irgendwo zum Essen eingeladen zu werden, wenn ich spontan zu Besuch komme. Das habe ich auch als Vegetarier und als Omnivore (laaaaang ist es her) nicht getan. Normalerweise, wenn ich mich mit Freunden zu einem gemeinsamen Essen verabrede, koche ich mit Ihnen zusammen und bringe dann gegebenenfalls auch Zutaten mit. Schließlich koche ich gerne und es ist mir eine Freude andere Menschen mit Gaumenfreuden zu beglücken und Ihnen vielleicht auf diese Weise auch zu zeigen, dass veganes Essen tatsächlich auch schmecken kann.
Mich störte an der Aussage also nicht, dieser leichte Vorwurf, dass man mich jetzt eventuell nicht mehr verköstigen kann. Vielmehr brachte es mich zum Nachdenken, wie unverzichtbar Fleisch mittlerweile zu J E D E R Mahlzeit geworden ist.
Obwohl irgendwie jeder in meinem Umfeld Aussagen trifft, dass man ja nur ganz wenig Fleisch isst (natürlich nur vom Metzger des Vertrauens, wo man weiß, wo es herkommt) und ohnehin die gute alte Zeit vermisst, in der es noch den Sonntagsbraten gab, stellt es also ein Problem dar, etwas fleischfreies zu kochen?
Liegt es daran, dass die meisten Menschen sich tatsächlich keine Mahlzeiten ohne tierischen Inhalt mehr vorstellen können. Oder ist so eine Denkweise vielleicht dem Irrglauben entsprungen, dass sich Veganer in der Hauptsache von Fleischersatzprodukten ernähren, die der Nicht-Veganer nicht im Hause hat?
Überhaupt scheinen viele Menschen zu denken, dass eine vegane Ernährung hauptsächlich aus Saitanwürstchen und Tofuschnitzel basiert. Immerhin muss man doch den Verzicht kompensieren. Ja, auch ich esse hin und wieder solche Ersatzprodukte. Sie stellen aber einen verschwindend geringen Anteil meiner Ernährung dar. Das ist sozusagen mein "Sonntagsbraten", den ich mir nur hin und wieder mal gönne.
Aber was ist aus den guten, alten Spaghetti Napoli geworden? Der Gemüse-Reis-Pfanne? Bratkartoffeln? Es muss nicht der glasierte Tofu-Fasan an Amaranth-Sesambällchen auf Quinoa-Giersch-Pesto sein. Veganer kann man mit ganz einfachen Speisen sehr glücklich machen. Pasta, Reis, Gemüse - zur Not auch aus der Dose oder aus dem Gefrierbeutel. Damit lässt sich doch schon so einiges zaubern.
Was essen denn die Nicht-Veganer, die mir immer erzählen, dass bei Ihnen ja auch nicht täglich Fleisch auf den Tisch kommt? Oder ist es doch nur eine Aussage, mit der man versucht sein eigenes Gewissen etwas zu beruhigen?

Liebe Fleischesser, denkt nicht so kompliziert. Vegane Speisen können zum Teil sehr einfach und quasi aus dem Nichts gezaubert werden. Aber ich für meinen Teil werde nie bei euch einfallen und dann erwarten, dass ihr mir gefälligst etwas zu kredenzen habt. Ich warne vor, wenn ich gedenke mit euch zu dinieren und dann natürlich auch meinen Anteil dazu beitragen.



Dienstag, 3. Juli 2018

Metti und Lebenswurst

Herzhaftes Mett und leckere Leberwurst? Gibt's auch vegan. Und das Schöne daran ist, diese Alternativen sind nicht nur frei von tierischen Inhaltsstoffen, sondern auch deutlich gesünder und kalorienärmer als das Original.
Die Zubereitung ist nahezu lächerlich einfach und der Geschmack unglaublich gut!


Metti:

3-4 Scheiben Reiswaffeln
ca. 200 ml passierte Tomaten
ca. 50 ml Wasser
1 Zwiebel
Salz, Pfeffer, Paprikapulver (nach Geschmack geräuchert, rosenscharf oder edelsüß), Cayenne


Die Reiswaffeln klein bröseln (entweder von Hand, oder mit dem Nudelholz in einem Gefrierbeutel "erschlagen"). Passierte Tomaten mit Wasser und Gewürzen verquirlen. Die Zwiebel in kleine Würfel schneiden. Alles ordentlich miteinander vermengen und mindestens acht Stunden durchziehen lassen.



Lebenswurst:

1 Dose Kidneybohnen
1 Portion Räuchertofu
Salz, Pfeffer, Majoran, Paprikapulver (am besten geräuchert)
ca. 2-3 EL Öl (zum Beispiel Olivenöl oder Rapsöl)


Die Kidneybohnen in einem Sieb abspülen und gründlich abtropfen lassen. Räuchertofu in kleine Würfel schneiden. Alle Zutaten zusammen in einen Mixer geben und zu einer homogenen Masse pürieren.
Majoran ist ganz wichtig, da dies das typische "Leberwurstkraut" ist, allerdings sollte man es mit der Menge trotzdem nicht übertreiben.


Viel Spaß beim Ausprobieren und guten Appetit!

100 % vegan - geht das überhaupt?

Kann man zu 100 % vegan leben? Diese Frage lässt sich meiner Meinung nach nur mit einem "Nein" beantworten.
Sich zu 100 % vegan zu ernähren ist noch verhältnismäßig einfach, wie ich in den vergangenen Monaten feststellen konnte. Auch für Kosmetika, Reinigungsmittel und Kleidung lassen sich schnell Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe finden.
Aber kann ich wirklich mein Dasein auf dieser Welt fristen, ohne auch nur einer Mücke ein Haar zu krümmen? Ganz sicher nicht!
Schon wenn ich über eine Wiese laufe, werde ich aller Vermutung nach den ein oder anderen Käfer oder Wurm zertreten. Noch schlimmer ist das Ergebnis einer Autofahrt, nach der meine Windschutzscheibe einem Insektenfriedhof gleich kommt.
Und wer meint, dass der Verzehr von rein pflanzlichen Produkten keinerlei Tierleid verursacht, der vergisst ganz sicher, dass auch beim Ernten von Getreide, Obst und Gemüse Insekten und Kleinsäuger draufgehen.
Ist eine vegane Lebensweise demnach eine Utopie? Ein ohnehin nicht zu erfüllender Wunsch nach einer weißen Weste und gutem Karma?
Was meine persönliche Einstellung zu dem Thema angeht ist mein Anliegen gar nicht, GAR keine Schäden mehr an meiner Umwelt anzurichten (das wäre dann tatsächlich unmöglich), sondern den Fußabdruck, denn ich auf dieser Welt hinterlasse so klein wie möglich zu gestalten. Ich versuche also mich darauf zu konzentrieren möglichst wenig Schaden anzurichten.

Nehmen wir das Beispiel der Kollateralschäden, die durch den Anbau von Lebensmitteln verursacht werden.
Ja, für jeden Getreideacker und für jedes Gemüsefeld muss Natur weichen und bei jeder Bestellung eines solchen Feldes und bei jedem Erntevorgang sterben etliche Lebewesen, die trotz der unwirklichen Bedingungen auf so einem Feld ihr Zuhause gefunden haben. Und das finde ich persönlich schlimm, denn auch Mäuse, Igel, Kaninchen, Käfer, Regenwürmer ect. haben für mich ihre Daseinsberechtigung und es tut mir leid, wenn sie Schaden nehmen.

Nun könnte man sagen : Aha.. schau sie dir an, die Veganer! Für ihr Gemüse und Getreide sterben so viele kleine Lebewesen, für mein Steak nur eine einzige Kuh.
Aber das ist ein Trugschluss, denn diese eine einzige Kuh kommt nicht als Halbtonner zur Welt. Um auf ihr Schlachtgewicht zu kommen, muss sie also erst einmal gemästet werden. Und da liegt der Hund begraben. Denn um aus dieser Kuh ein Kilogramm Fleisch zu bekommen, muss etwa die zehnfache Menge an Futtermitteln verabreicht werden. Da auch Futtermittel nicht vom Himmel fallen, verursacht hier das Fleisch also eine zehnfache Menge von Schäden bei Anbau und Ernte.

Hier kann man also durch Verzicht, oder zumindest der Minimierung des Konsums tierischer Produkte die Schäden an Natur, Mitgeschöpfen und auch Mitmenschen zumindest minimieren.

Und wo für mich persönlich auch eine Grenze erreicht ist, sind Medikamente.
Die wenigstens Medikamente kommen ohne tierische Inhaltsstoffe oder Tierversuche aus. Soweit es mich betrifft, nehme ich bei Bagatellen wie Kopfschmerzen oder einer Erkältung nur sehr selten überhaupt Medikamente und wo es möglich ist, achte ich natürlich auch bei Medizin auf vegane Alternativen.
Wer aber wirklich krank ist, wer Krebs, Diabetes, Bluthochdruck oder andere schwerwiegende Krankheiten hat, der sollte sich auch unbedingt helfen lassen! Die eigene Gesundheit und das eigene Überleben stehen immer im Vordergrund. Es gibt sehr viele Bereiche im Leben, wo man gänzlich auf tierische Produkte verzichten kann, ohne dass es auf die Gesundheit oder das Wohlbefinden einen negativen Einfluss hat.
Wenn man aber seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzt, weil es keine veganen Heilmethoden gibt, schießt man am Ziel vorbei. Es ist zwar sehr löblich, das Leben seiner Mitgeschöpfe über das eigene zu stellen, aber sicher nicht der Grundgedanke einer veganen Lebensweise.
Es lohnt sich aber sicher im Einzelfall abzuwägen, ob man wirklich für jedes Wehwehchen gleich eine Pille schlucken muss und sich gegebenenfalls von Arzt oder Apotheker über vegane Alternativen aufklären lassen.
Ich hoffe, dass wir auch in der Pharmazie in eine Richtung gehen, in der es mehr und mehr vegane Alternativen geben wird, aber bis dahin werden wir wohl oder übel Kompromisse eingehen müssen.

Für mich bedeutet ein veganes Leben dort, wo es mir möglich ist und meine eigene Gesundheit oder gar mein Leben nicht gefährdet, auf tierische Produkte zu verzichten. Wer das in der Ernährung, im Haushalt und der Körperpflege schafft, der hat schon einen riesigen Schritt gemacht. Wer den Konsum zumindest reduziert, trägt auch immens dazu bei, ökologische und ökonomische Schäden zu reduzieren.

100 % vegan? Das geht nicht. Genauso, wie es nicht zu 100% auszuschließen ist, dass man etwa Produkte aus Kinderarbeit kauft.
Aber man kann eine ganze Menge dazu beitragen, die Schäden zu minimieren. ASAP As Vegan As Possible.
Oder anders gesagt, ich kann vielleicht nicht verhindern, auf einen Käfer zu treten, wenn ich über eine Wiese laufe. Aber deswegen muss ich noch lange nicht absichtlich und gezielt Insekten zerquetschen.



Dienstag, 29. Mai 2018

Das schmeckt ja gar nicht wie Joghurt.....

Am Wochenende waren ich und meine bessere Hälfte bei Freunden eingeladen. Eine Pyjama-Party für Erwachsene sozusagen. Samstag Abend haben wir schön im Hexenkessel gekocht. Mit dem Dreibein über offenem Feuer und unter freiem Himmel. Zu Essen gab es "Fastenhahn ohne Hahn", einen veganen Gemüseeintopf mit Mandelmilch. Traumhaft lecker! Unsere Freunde sind Mischköstler, aber wir arrangieren uns immer so, dass jeder glücklich wird. Manchmal ist das eine echte Herausforderung, denn neben unserem Anspruch, dass es vegan sein muss, müssen wir auch auf einen Diabetiker und eine Weizenallergikerin Rücksicht nehmen. Aber auch da finden wir immer tolle Rezepte, bei denen wir alle nach Herzenslust schlemmen können.
Am nächsten Tag hatten die Dame des Hauses und ich Lust auf einen kleinen Snack und haben uns Süßlupinenjoghurt mit Chiasamen, Amaranth-Pops und diversem Obst gemacht. Meiner Meinung nach die perfekte Schlemmerei. Nur der Hausherr war einen skeptischen Blick in unsere Schüsseln und meinte zu mir "Ähhh das ist doch Joghurt...das darfst du doch gar nicht essen..?!?!" Ich klärte ihn darüber auf, dass es sich um eine vegane Joghurt-Alternative handelt und bot ihm an zu probieren. Mit leicht verzogener Miene folgte dann gleich die Aussage "Das schmeckt aber gar nicht genau wie Joghurt. Echter Joghurt ist säuerlich."

Ich kenne das ja schon aus meiner vegetarischen Zeit. Jeder schaut skeptisch auf mein Essen, fragt ob das überhaupt schmeckt und klärt mich nach dem Probieren darüber auf, dass es gar nicht ganz genauso schmeckt wie das "Echte". Aber muss es das überhaupt?

Schon die Aussage: "Das darfst du gar nicht essen" lässt mich immer schmunzeln. Essen DARF ich nämlich alles. Auch Scheiße mit Erdbeeren wenn es mir beliebt. Mir hat niemand verboten tierische Produkte zu essen. Es war und ist meine freie Entscheidung. Ich WILL es also einfach nur nicht essen.
Ich konsumiere nicht in der Hauptsache Ersatzprodukte, aber wenn ich das mache, dann habe ich nicht den Anspruch, dass es zu hundert Prozent genauso schmeckt wie das tierische Original. Ich will und muss nicht alles eins zu eins kopieren, sondern lediglich meinen Speiseplan erweitern und vegane Lebensmittel essen, die mir schmecken.
Viele "Fertigprodukte" kommen bei mir ohnehin nicht auf den Tisch und Fleischersatzprodukte finden bei meiner besseren Hälfte deutlich mehr Anklang, als bei mir selbst. Doch auch diese müssen nicht genau wie Fleisch schmecken, sondern einfach nur ganz generell gut schmecken.
Ein Apfel schmeckt auch nicht wie eine Banane, trotzdem ist doch jede Frucht für sich lecker. Ich denke, dass viele Menschen einfach glauben, dass ein Veganer ständig Lust auf die Genüsse der vergangenen Zeiten haben und einfach alles tut um sich diese verbotenen Sünden wieder auf den Speiseplan zu packen.
Vielleicht gibt es auch Vegetarier und Veganer bei denen das so ist. Ich selbst weiß, dass Tofu nicht wie Fleisch schmeckt, Pflanzenmilch nicht wie Kuhmilch und Lupinenjoghurt nicht wie Joghurt aus tierischen Bestandteilen. Aber es sind leckere Alternativen, die zumeist sogar gesünder und bekömmlicher als "das Original" sind.

Ja, meine pflanzlichen Alternativen schmecken anders, als Milch, Joghurt und Fleisch. Nein, ich finde es gar nicht schlimm, dass jedes Lebensmittel seinen ganz eigenen Geschmack hat.

Übrigens schmeckt Tiefkühlpizza auch niemals so wie eine original italienische Pizza aus dem Steinbackofen. Seltsam, wie viele Menschen trotzdem zu dem Produkt aus der Truhe greifen.

Sanfte Grüße

Gwenhwyfar



Hier noch das Rezept für den Fastenhahn ohne Hahn (Geht natürlich auch auf dem Herd, wenn man keinen Hexenkessel hat)

Für ca. 4 Personen:

1 Liter Mandelmilch
250 ml Wasser
2 Zucchini
6 Möhren
1kg Kartoffeln oder Süßkartoffeln
2 Knollen Fenchen
2 Zwiebeln
2-3 Paprika
1 Bund Frühlingszwiebeln
Salz, Pfeffer
Kräuter nach Belieben (Zum Beispiel Petersilie, Oregano, Liebstöckel, Thymian, Bärlauch, etc..)
ca. 2 EL Speisefett (Zum Beispiel Rapsöl, Olivenöl oder Kokosfett)

Alles Gemüse in etwa gleich große Stücke schneiden (am besten in Würfel)
Im Topf oder Kessel das Öl erhitzen und die Zwiebeln und Frühlingszwiebeln kurz darin glasig dünsten, dann mit dem Wasser ablöschen.
Mit der Mandelmilch auffüllen und das restliche Gemüse sowie Kräuter und Gewürze dazu geben.
Ggf. später nochmal abschmecken.
Wenn die Kartoffeln gar sind, ist der Eintopf verzehrfertig.

Lasst es euch schmecken!