Mittwoch, 25. Dezember 2019

Wenn kleine Igel Hilfe brauchen



Da wir nach unserem Umzug wieder über die ausreichenden Möglichkeiten verfügen, haben wir uns entschlossen, uns einmal mehr als Pflegestelle für zwei kleine Wintergäste zu betätigen.

Eine sehr liebe Bekannte, die eine Igelstation betreibt, hat uns die beiden kleinen Igelkinder "Kermit" und "Haribo" anvertraut.

Als sie gefunden wurden, waren beide noch deutlich zu leicht für den Winterschlaf. Nun haben sie sich bei uns ausreichend Reserven angefuttert und werden in den kommenden Tagen einschlummern und bis zum Frühjahr durchträumen.

Man könnte glatt neidisch werden!

Oftmals hört man kritische Stimmen, ob es überhaupt angebracht sei, solchen Tieren zu helfen. Schließlich ist das ja alles Natur und zu kleine, schwache oder kranke Tiere werden dann eben ausselektiert

Ganz falsch ist das vielleicht nicht. In der Natur würden solche Tiere tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit umkommen. Aber wo ist sie denn eigentlich hin, diese Natur?

Der bei uns heimische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) lebt mitten unter uns Menschen und findet somit alles andere als natürliche Verhältnisse vor. Auf unseren Straßen kommt er unter die Räder, in unseren gepflegten Gärten findet er keinen Unterschlupf und auch wenig Nahrung.

In diesem Sinne finde ich es nur fair, hier der Natur auch einmal ein bisschen unter die Arme zu greifen und etwas zurückzugeben.

Aber wann braucht ein Igel denn überhaupt Hilfe? Und wie kann man helfen?

Den größten Dienst am Igel tut man, wenn man wilde Ecken in seinem Garten zulässt. Haufen aus Totholz bieten Unterschlupf, Laubmulchschichten locken Käfer an, die der Igel gerne frisst. Kleine Wasserschalen dienen als Tränke (flach, damit kein Tier darin ertrinkt und niemals Milch geben). Auf Schneckenkorn und Pestizide im Garten sollte nach Möglichkeit verzichtet werden.

Zur Überwinterung sollte ein Igel mindestens 500 Gramm haben, abhängig natürlich auch ein bißchen vom Zeitpunkt und der Witterung. Im frühen Herbst kann ein leichterer Igel das Gewicht noch aufholen, im Spätherbst oder beginnendem Winter wird es da schon kritisch.

Im Zweifelsfall kann man die kleinen Findelkinder bei einer Igelstation oder auch im Tierheim abgeben. Aber bitte vorher anrufen, damit man auf die kleinen Stachelritter auch vorbereitet ist oder gegebenenfalls auch an andere Stellen verweisen oder am Telefon schon die nötigen Informationen erhalten kann.

Wenn man den Igel selbst überwintern möchte, ist es ratsam, ihn vorher dem Tierarzt vorzustellen. Denn oft leiden die kleinen Kerlchen an Lungenwürmern, Zecken und anderen Parasiten. Diese erschweren natürlich dann zusätzlich die erfolgreiche Überwinterung.

Bei uns wohnen die kleinen Igel in Mörtelwannen aus dem Baumart. Diese haben wir mit einem Gitterdeckel bestückt. Als Schlafhäuschen benutzen wir Kartons, in die wir ein Loch in etwa der Größe des Igels schneiden. Diese Wannen sind leicht zu reinigen und bieten ausreichend Platz für den Winterschlaf. Kaninchenkäfige möchte ich hier ausdrücklich nicht empfehlen, da Igel gerne klettern und sich bei dem Versuch die Gitterstäbe emporzuhangeln verletzen können.

Der Igel muss immer Zugang zu frischem Trinkwasser haben. Auch in der Zeit, in der er sich in der eigentlichen Winterruhe befindet, da es vorkommen kann, dass der kleine Gast zwischendurch aufwacht und trinken möchte.

Doch bevor an Schlafen zu denken ist, muss erst einmal ordentlich angefüttert werden. Bei uns gehen die Igel mit mindestens 700 Gramm in die Winterruhe, noch lieber mit 750-800 Gramm. Um dieses Gewicht zu erreichen darf das kleine Schleckermaul Katzennassfutter schlemmen bis das Bäuchlein rund und dick ist.

Wenn das gewünschte Gewicht dann erreicht ist, wird der Igel an einen Ort gebracht, der Außentemperatur hat und an dem der Igel nicht gestört wird. Das kann zum Beispiel eine geschützte Terrasse oder auch eine Garage sein.

Und dann heißt es gute Nacht, kleiner Igel.. bis zum Frühjahr.




Ich möchte noch anmerken, dass die Versuchung groß sein mag, den kleinen Wintergast dauerhaft zum Haustier zu machen. Abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist, Igel dauerhaft der Natur zu entnehmen, sollte man nicht vergessen, dass es sich dabei um ein Wildtier handelt, dass man schlussendlich ja auch wieder der Natur zurück geben möchte.


Aber keine Sorge. Wenn ihr euren Garten igelfreundlich gestaltet und es dem kleinen Insektenfresser bei euch gefällt, dann wird er freiwillig in eurer Nähe bleiben und euch im kommenden Jahr vielleicht mit seiner Familie besuchen.

Als keinen Dank für eure Mühen wird er Schnecken, Engerlinge und allerlei Insekten vertilgen, die ihr vielleicht nicht so gerne in eurem Garten habt.

Das klingt doch nach einem guten Deal, oder?

Donnerstag, 14. Februar 2019

Böser Bärendreck

Ich persönlich finde ja, dass der Name Bärendreck für Lakritze eindeutig passend gewählt wurde. Denn es schmeckt schon reichlich besch...eiden. Mir zumindest. Aber so ist das halt mit der Lakritze. Die einen mögen sie, die anderen lieben sie. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Unstrittig ist auch die Tatsache, dass Veganer keine Produkte konsumieren wollen, in denen Gelatine verwendet wurde. Leider ist sie Bestandteil in vielen Gummitierchen, Gummischnullis und eben auch in Lakritze.
Mein Göttergatte isst für sein Leben gerne Lakritze und obwohl wir nicht übermäßig viel Süßkram konsumieren, organisiere ich ihm doch hin und wieder mal ein oder zwei Tüten vegane Lakritze. Ja, die gibt es nämlich auch und wenn ich seinen Worten glauben schenken darf, schmeckt sie mindestens genauso gut wie die mit Gelatine (oder nach meinem Dafürhalten vermutlich genauso schlecht. Igitt)
Immerhin muss er seine vegane Lakritze dann ja nicht teilen.

Geteilt hat seine Lakritze dafür jemand ganz anderes. Nämlich ein lieber Freund von uns, bei dem wir zum Essen eingeladen waren. Die Mahlzeit selbst war vegan und unglaublich lecker! Eine Glasnudelsuppe mit Kokosmilch! Hat seine Frau gekocht, die sich uns zuliebe immer wieder mit veganen Rezepten befasst und auch für Experimente zu haben ist um unsere Mägen zu füllen.

Nach dem Essen wurden dann diverse Schälchen auf dem Tisch verteilt. Erdnußflips, Paprika und Gurken in Streifen, Kirschtomaten - tja und eben auch Lakritz.
Während wir also gemütlich lachend und plaudernd den Abend ausklingen ließen, schob sich mein Liebster gedankenverloren ein Stück Lakritze in der Mund. Alle Augen auf ihn gerichtet! "Ohhh das ist ja gar nicht vegan!!! Das ist ja "normale" Lakritze"
Mein Göttergatte blickte etwas geknickt drein. Er war davon ausgegangen, dass Lakritze immer ohne tierische Inhaltsstoffe auskommt. Naja. Vorher fragen hilft. Kann passieren. Ich behaupte einfach mal, jeder Vegetarier oder Veganer hat aus Versehen schon einmal etwas gegessen, dass eigentlich nicht zu den vom ihm erwählten Speisen gehört.
Ich tröstete meinen Schatz, der noch immer ein bisschen beschämt aussah. Eigentlich hätte die Sache damit erledigt sein können.
Aber dann kam er. Dieser Satz, der das eigentliche Problem für mich an diesem Abend war. "Ist ja aber nicht so schlimm, ihr macht das ja eh nur aus Überzeugung". Autsch. "Nur" aus Überzeugung?
Ich mag mich irren, aber nur aus Überzeugung essen die meisten Menschen in Mitteleuropa wohl auch keine Hunde oder Katzen. Aber würde es das weniger schlimm machen, wenn sie es aus Versehen doch täten?

In diesem Zusammenhang fiel mir eine Anekdote meines Großvaters ein, der einmal kurz nach dem Krieg bei seinem besten Freund zum Essen eingeladen war. Es gab eine Art Gulasch, vielleicht war es auch Geschnetzeltes. Auf jeden Fall war es wohl recht lecker.
Nach dem Essen saßen die beiden noch zum Klönen zusammen, als meinem Großvater ein entscheidendes Detail auffiel. Anders als sonst wurde er nicht vom Hund der Familie zum Streicheln oder Spielen aufgefordert. Auf die Frage, wo denn der Hund geblieben sei, antwortete der Freund meines Großvaters mit einer unbekümmerten Selbstverständlichkeit, dass der Hund sich schwer verletzt hätte und man das Fleisch ja dann nicht umkommen lassen könne.
Obwohl das Essen an sich lecker war, hat mein Opa es sich dann noch einmal durch den Kopf gehen lassen und den Rest seines Lebens nie wieder Gulasch oder Geschnetzeltes angerührt.
Zur damaligen Zeit war es gar nicht so unüblich, Hunde oder Katzen zu essen. Für den Katzenbraten gab es sogar einen eigenen Begriff. Dachhase. Trotzdem hat es meinem Großvater, der sein Leben lang ein großer Hundefreund war, sehr schwer zugesetzt.

Dass ein Vegetarier oder Veganer mal aus Versehen etwas isst, das er eigentlich vermeiden will. Ja, das kann passieren. Aber wenn man den Fehler bemerkt, dann ist das nicht weniger schlimm, weil man es ja eh "nur" aus Überzeugung tut.
Für vegane Anfänger ist es oft schwer genug, sich durch den Dschungel von Zusatzstoffen und E-Nummern zu fuchsen um geeignete Lebensmittel zu finden. Mir selbst fällt das etwas leichter, da ich durch meine vorangegangenen Jahre als Vegetarier schon ein gewisses Auge dafür entwickelt habe und ohnehin Zusatzstoffe und Fertigprodukte selten auf meinem Teller landen.
Aber für meinen Göttergatten, der ja erst seit knapp einem Jahr überhaupt auf tierische Produkte verzichtet - und das quasi von heute auf morgen - gibt es eben noch den ein oder anderen Stolperstein.

Wenn ihr euch vegetarisch oder vegan ernähren wollt, dann versucht über solche Kommentare weg zu hören. Lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr mal aus Versehen in so ein Fettnäpfchen tretet.
Es ist nicht "nur" eine Überzeugung. Es ist der Versuch unsere Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

In diesem Sinne, esst was euch schmeckt, aber versucht nicht klein zu reden, was andere auf ihrem Teller haben. Dann können Vegetarier, Veganer und Omnivoren auch in Zukunft noch friedlich zusammen an einem Tisch sitzen.

Eure Gwenhwyfar